"Wer Kairo nicht gesehen hat,
hat die Welt nicht gesehen.
Ihre Erde ist aus Gold, ihr Nil ist ein Wunder,
ihre Frauen sind wie schwarzäugige Schönheiten aus dem Paradies,
ihre Häuser sind Paläste, ihre Luft ist weich und duftend wie Aloeholz.
Und wie könnte Kairo anders sein, ist es doch die Mutter der Welt."
Sammlung arabische Erzählungen, 11. - 12. Jahrhundert
ERSTES SEMINAR
Analyse- und Grundlagenuntersuchung
FOLGESEMINAR
Exkursion und Ortsanalysen
Die Hälfte der Bevölkerung im Großraum Kairo lebt in sogenannten informellen (ungeplanten), unterversorgten und ungemein dicht besiedelten Vierteln. In diesen Siedlungen wohnt heute nicht mehr nur die arme Bevölkerung, sondern zunehmend auch eine junge Mittelschicht. Gleichzeitig stehen hunderttausende bezugsfertige Wohnungen in formellen (geplanten) Stadtteilen in Kairo leer. Diese Wohnquartiere, die zum größten Teil auf Wüstenland stehen, sind nach den Konzepten und den architektonischen Gestaltungsansätzen des gemäßigten europäischen Klimas geplant und umgesetzt worden.
Die Prinzipien des traditionellen Städtebaus und seiner über Jahrhunderte gehenden Entwicklung von Bauformen und Bautechniken in dieser trockenheißen Klimazone wurden meist vollkommen außer Acht gelassen. In der Qualität der Verbauung der Materialien gibt es in der Regel zwischen den formellen und informellen Stadtteilen kaum Unterschiede.
Im Rahmen des Seminars wurden einige der spontanen (ungeplanten) Stadtviertel sowie einige öffentliche (geplante) Wohnbauprojekte in Kairo ausgewählt und analysiert. Im Vordergrund stand vor Ort die Untersuchung des lebendigen Prozesses im informellen Bauen mit seinem schnellen und sehr effizienten Anpassungsvermögen an neue äußere wie auch innere Bedingungen. Zunächst erscheint dieser Prozess ungeordnet, aber er führt letztlich durch seine Selbstorganisation zu ähnlichen Ergebnissen wie das Jahrhunderte lange Wachstum einer traditionellen orientalischen Stadt. Mit einer hohen baulichen Dichte, einem minimalen öffentlichen Raum und einer geringen Verkehrsfläche folgen die „EL Ashwaiat“ (auf Deutsch „die Spontanen“) den Gestaltungsprinzipien des historisch gewachsenen orientalischen Stadtquartiers.
Projekt im Rahmen der Lehrtätigkeit an der Hochschule München für angewandte Wissenschaften, München (D. Karcher).
Zusammenarbeit
Architektur Fakultät, Helwan Universität Kairo,
El Shorouk Akademie Kairo
Wolfgang Altenburg, Egyptian Earth Construction Association, Kairo
GIZ GmbH Kairo
Ramses Wissa Wassef Art Center, Ägypten